Ort, KantonBinn, VS
Koord. Talstation656.610/132.565 ; 1459 m.ü.M
Koord. Bergstation656.035/130.615 ; 2098 m.ü.M
EinstufungNational
Besuch30.07.2009 eb
Inventar21.11.2010 zk

BetreiberinGommer Kraftwerke AG
HerstellerBühler

Baujahr1969
Erstinbetriebsetzung1969
Umbauten1984
Wesentliche Erneuerungen gemacht2011
Stütze, Fahrbetriebsmittel

Situation

Beschreibung der Anlage

Die heutige Gommerkraftwerke AG GKW wurde als Mubisa S.A. des Forces Motrices du Muhlebach et de la Binna 1960 gegründet. Die Werke sind erbaut worden, um den Kanton Neuenburg mit aus Wasserkraft gewonnener elektrischer Energie zu versorgen. Bei der GKW, die sich aus der Group-E, der Alpiq, der BKW, der EWEM AG und den Konzessionsgemeinden zusammensetzt, sind die Alpiq für das Dispatching, die BKW für die Technik und die EEF/ENSA für die Administration zuständig. Die Anlagen befinden sich im untersten Teil des Bezirkes Goms und im obersten des Bezirkes Östlich Raron. Die GKW nutzt die Wasser des Binntals, des Rappentals, des Lengtals, des Fieschergletschers und weiterer kleiner Seitenbäche. Die Wasserrechte gehören den Gemeinden Bellwald, Binn, Ernen, Fieschertal und Grengiols. Es handelt sich um Hochdruckkraftwerke, bei denen durch die Wasserkraft Turbinen, die mit Generatoren gekoppelt sind, angetrieben werden. Das erste Werk GKW I mit der Zentrale Mubisa / Neubrigg ging 1964 und die Mikrozentrale 1965 ins Netz. Es folgten GKW II mit den Zentralen Saflisch 1970 und Heiligkreuz 1971 sowie GKW III mit der Zentrale Fieschertal 1974. Zu den Installationen gehören neben diversen Stollen, Fassungen, Entkiesungs- und Entsandungsanlagen auch Hang- und Druckleitungen, Zentralen, Nebenanlagen, Freileitungen, Nebengebäude, Seilbahnen und Strassen. In den Anlagen von GKW ist eine totale Turbinen-Leistung von 118 MW installiert.
Mit dem Bau Werks GKW II in der Region Heiligkreuz wurde in den späten 1960er-Jahren begonnen. Im Tal der Chumme wird in einem 110'000 m3 fassenden Becken das Chummewasser gesammelt. Das GKW II weist eine Gefällshöhe von 680 m auf und die Ausbauwassermenge beträgt 4.5 m3/s. Mit der installierten Leistung von 2 x 13 MW werden jährlich durchschnittlich 58 GWh, ca. 20% der GKW-Jahresproduktion produziert. In den 1980er und den frühen 1990er-Jahren erfolgten diverse Ausbauetappen im GKW II. 2007-2011 wird das Werk GKW II gesamterneuert. Unter die Erneuerungsarbeiten fallen auch umfassende Ersatz- und Nachrüstungsarbeiten an der 1969 errichteten Betriebsseilbahn des Seilbahnherstellers Willy Bühler Bern + Vétroz.
Die einspurige Schwerlastbahn führt von dem teils auf dem Gebiet der Gemeinde Grengiols, teils auf Gebiet der Gemeinde Binn stehenden Maiensäss Heiligkreuz auf 1'459 m ü. M., das aufgrund der Wallfahrtskapelle Heilig Kreuz von 1678 weit herum bekannt ist, geradlinig und dem Lengtal folgend zur Staumauer des Chummewassers auf 2'098 m ü. M.. Entlang der 2'125 m langen Linie führen vier Stützen die beiden Tragseile und das Zugseil. Die Stützen sind kräftige, asymmetrisch ausgebildete Stahl-Fachwerkkonstruktionen. Das Laufwerk der Seilbahn ist mit 2 x 12 Rollen sowie mit tal- und bergseitigen Fangbremsen ausgerüstet. Darunter hängt das abgedeckte, mit Verbrennungsmotor ausgerüstete Hubwerk zum Heben von Lasten bis zu 6 t oder zum Aufziehen der 24 Personen fassenden Aluminium-Leichtbaukabine (Nietkonstruktion, vermutlich von FFW, Flugzeug- und Fahrzeugwerke Altenrhein, die in den 1940er/50er-Jahren Seilbahnkabinen herstellte). Die Antriebseinheit der Bahn ist in der, in unmittelbarer Nähe des Zusammenflusses vom Salfischbach, Chumme- und Chriegalpwasser stehenden Talstation angeordnet. Dort befindet sich auch die imposante hydraulische Tragseilspannvorrichtung. Das Zugseil wird hingegen mittels Gewicht in der Bergstation abgespannt. Die bergseitigen Stationskomponenten sind in einer an der Staumauer andockenden Hochbaute, die sich aus einem massiven Sockelgeschoss und einem mit Wellblech verkleideten Oberbau zusammensetzt, untergebracht. Die Talstation präsentiert sich heute als unspektakuläre Stahlkonstruktion mit Pultdach und Profilblechverkleidung: Ursprünglich war ein Grossteil der Seilbahnkomponenten freistehend und von hangarartigen Konstruktionen umgeben.


Gesamtwürdigung

Der Seilbahnhersteller Willy Bühler war auf Material- und Spezialbahnen sowie auf Skilifte und Sesselbahnen mit festgeklemmten Sesseln spezialisiert. Zu den besonderen Leistungen Bühlers zählen sein Kurvenpatent, die sogenannte Bühler- oder Zwirbelkurve, sowie die vergleichsweise frühe Anwendung der Hydraulik-Technik. Die Anlage in Heiligkreuz/Binn, erbaut 1969 für die Gommerkraftwerke AG, ist die grösste bekannte Schwerlastbahn dieser Firma; ihre Bedeutung wird durch den originalen Erhaltungszustand noch erhöht. Die eindrücklichen Abmessungen und die frühe, originale Hydrauliktechnik zeichnen die Bühler'sche Pendelbahn als herausragendes Zeugnis schweizerischer Seilbahntechnik aus. Die qualitätsvolle Werkbahn ist ein integraler Bestandteil des Gommer Kraftwerks GKW II Heiligkreuz.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)hochKraftwerksbahn für Schwertransporte
Linienführung: Planung, Umsetzungsehr hochbetrieblich bestimmt: von einem Werkplatz südlich der Zentrale Heiligkreuz (Gemeinde Binn) bis zum Rand der Mauer des gestauten Chummewassers; Linie parallel zum Lengtal
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialienherausragendeinspurige Pendelbahn mit zwei Tragseilen; Antrieb u. hydraulische Tragseilabspannung(!) in Talstation; Zugseilspanngewicht mit Dämpfung in Bergstation; an Gehänge montiertes geschlossenes Hubwerk zum Heben von Lasten bis zu 6 to oder zum Anhängen der 24 Personen fassenden Leichtmetallkabine; kräftige, gerade Stahlfachwerk-T- Stützen mit asymmetrischem Stützenkopf
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellerherausragendeinzige u. integral überlieferte Schwerlastpendelbahn des auf Skilifte u. Einseilumlaufbahnen mit festgeklemmten Sesseln spezialisierten Seilbahnherstellers Willy Bühler, der nebst seinem Kurvenpatent (Zwirbelkurve) sehr früh Material- u. Spezialbahnen baute
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
IngenieurbauhochBergstation an die Staumauer angedockt
ArchitekturdurchschnittlichStationseinrichtung im Tal ursprünglich teilweise freistehend u. ergänzt durch Materialhangare respektive -remisen; zu einem späteren Zeitpunkt unter einer zweckmässigen Schutzbaute zusammengefasst; Bergstationsplattform als Ausweitung der Staumauerkrone u. somit integraler Bestandteil des Wasserbauwerks
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialiendurchschnittlichTalstation: unspektakuläre Stahlkonstruktion mit Pultdach u. Profilblechverkleidung; Bergstation: Basis in Beton, Schutzhülle in Stahlbauweise
bautypologische Bedeutungherausragendbuchstäblich fixe u. aus der Bauzeit stammende Komponente der Seilbahnanlage
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentenherausragendintegral überlieferte Kraftwerksbahn
Qualität der NachrüstungenherausragendErgänzungen im Bereich der Stationsbauten: anstelle verschiedener Hangare Zusammenfassung in einer Baute
funktionale Unversehrtheitherausragendals Kraftwerksbahn nach wie vor in Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, Institutionensehr hochauf drei Standorte verteilte Gommerkraftwerke GKW (GKW1 Mubisa seit 1964, GKW 2 Heiligkreuz seit 1971, GKW 3 Fieschertal seit 1974); heutige Hauptaktionärin mit 45% die Freiburger Unternehmung groupe e
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärsehr hochEinkünfte über Steuern u. Wasserzinsen; die (zwei!) Mitarbeiter leisten Instandstellungsarbeiten, Strassenunterhalt, Kraftwerksführungen (touristisch); Immobilientätigkeit der GKW
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. KontextshochZurückhaltung in der sonst kaum bebauten Landschaft aufgrund der Orientierung am Wasserlauf; bei der Bergstation in die Kraftwerksumgebung integriert
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochTeil des Gesamtkomplexes Gommerkraftwerke GKW, der den Kanton Neuenburg mit elektrischer Energie versorgt
VerkehrsnetzehochZufahrt über die dem Lengtalwasser folgende Strasse zum Maiensäss Heiligkreuz (Gemeinden Binn u. Grengiols)

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckPrivate / Betriebs Erschliessung
Streckenlänge (schief)2125 m
Höhendifferenz639 m
Längstes Seilfeld (schief)1110 m
Grösster Bodenabstand80 m
Neigung Maximal; Mittelwert600 o/oo; 310 o/oo
Spurweite (auf Stützen)6800 mm
Anzahl StützenFotos4
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk; T-Stütze
Stützen Hersteller1969; Bühler

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1969; Heiligkreuz; Stahlkonstruktion
Bergstation Name; KonstruktionFotos1969; Kumme; Stahlkonstruktion

Seile

TragseiltypVollverschlossen
Tragseil Anzahl pro Spur; Durchmesser2; 37 mm
Zugseil Anzahl; Durchmesser1; 31 mm
Tragseil Spannseil Anzahl; Durchmesser2; 55 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Talstation
Motor HerstellerFotos1969; Oerlikon
Antriebstyp; MotorleistungGleichstrom Ward Leonard WL; 206 kW
Getriebe HerstellerFotos1969; Kissling
Notantrieb für RäumungFotosHydraulisch mit Verbrennungsmotor

Bremsen

BetriebsbremseFotos1969; Trommelbremse
SicherheitsbremseFotos1969; Scheibenbremsen
FangbremsenFotos1969; Am Laufwerk berg- und talseitig

Mechanische Einrichtungen

Tragseil-SpannsystemFotosHydraulisch Talstation
Zugseil-SpannsystemFotosGewicht Bergstation

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos1969; BCC
KopierwerkFotos1969; Mechanisch
Fernüberwachungsanlage HerstellerFotos1969; Kündig
FahrregimeHandsteuerung, Gesteuert im Kommandoraum, Fernbedient durch Fahrzeugbegleiter
Kommunikations SystemFotosTelefon, Funk

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl1
Plätze / Fahrzeug24
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht6000 kg; 500 kg
Kabinen HerstellerFotossehr alt; Métalléger oder Flugzeugwerke Altenrhein
Kabinen Länge; Breite; Höhe3500 mm; 1600 mm; 2200 mm
Automatische Türennein
Gehänge Hersteller; GehängetypFotos1969; Bühler; Kastenprofil, Profilstahl
Laufwerk HerstellerFotos1969; Bühler
ZugseilbefestigungKlemmkopf

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit4.0 m/s; 10.4 Min.
Notwendiges Betriebspersonal2 Pers.

Anhang 2: Apparat

Schutzverordnungen
-Landschaftspark Binntal
Archive
-IKSS Meiringen
Literatur
-Roussy, A.: L'électricité neuchâteloise, in: Bulletin technique de la Suisse romande BTS, vol. 38 (1962), p. 113-115
e-docs
-http://www.stahlseil.ch/gallery/main.php?g2_itemId=26556  
-http://www.gommerkraftwerke.ch  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerBühler WBBWilly Bühler Bern

Anhang 5: Bildauswahl

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