Ort, Kanton | Saas Fee, VS | Koord. Talstation | 637.853/106.170 ; 1789 m.ü.M | Koord. Bergstation | 637.070/103.446 ; 2597 m.ü.M |
| Einstufung | Jüngere Anlagen | Besuch | 30.07.2009 eb | Inventar | 04.01.2011 zk |
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75.007 | UK-30 | Maste 4 - Felskinn, Saas Fee | | |
| Baujahr | 1991 | Erstinbetriebsetzung | 1991 | Umbauten | |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Der Wandel vom abgeschiedenen Walliser Bergdorf zur beliebten Feriendestination setzte in Saas Fee 1951 mit der Fertigstellung der neuen Autozufahrtsstrasse ein. Erste, ab 1953 installierte und ins Gebiet des Feegletschers führende Aufzugsanlagen erschlossen zunächst den Spielboden und in der Folge die Längfluh; ab 1963 brachte die Plattjen-Bahn die Touristen ins Gebiet südöstlich von Saas Fee und 1969 wurde mit der Felskinn-Bahn die erste Etappe in Richtung der Allalin-Gruppe realisiert (71.107 ab Bifig zum Felskinn, erneuert 2006). Um das Gletschergebiet oberhalb der Längfluh für den Skisport ganzjährig zugänglich zu machen, wurden verschiedene Ideen entwickelt; schliesslich wurde ab 1981 das Projekt einer unterirdischen, zum Mittelallalin führenden Standseilbahn, der sogenannten Metro Alpin, ausgeführt. Die Beliebtheit der seit 1984 betriebenen Metro Alpin (61.055 Felskinn-Mittelallalin) bewirkte zunehmend Kapazitätsprobleme bei der Felskinn-Bahn. Daraufhin entstand – in Weiterführung des bestehenden Anlagenkonzepts – das Projekt einer Entlastungs- respektive Ergänzungsbahn. Die zur Talstation der Metro Alpin führende und als Alpin Express bezeichnete Ergänzungsbahn sollte ihren Ausgangspunkt im Dorfzentrum haben und mit einer Passerelle an das nahe Parkhaus angebunden sein. Die als Zweisektionen-Anlage (Saas Fee-Morenia/Morenia-Felskinn) und als Dreiseilumlaufbahn mit kuppelbaren Grosskabinen konzipierte Bergbahn wurde ab Herbst 1989 ausgeführt. Die untere, nicht mit der nachfolgenden Teilstrecke zusammengekoppelte Sektion Alpin Express I wurde 1991 in Betrieb genommen, die Einweihung des oberen Abschnitts (vgl. 75.007, Alpin Express II) folgte drei Jahre später.
Die Wahl des Dreiseilumlaufbahnsystems liegt im schwierigen Gelände und dem Wunsch nach einer hoch effizienten Anlage begründet. Als Partner wählte die Betreibergesellschaft den renommierten Schweizer Seilbahnhersteller Von Roll.
Die 2'905 m lange Bahnlinie, die kurz nach Streckenbeginn das Trassee der Kabinenbahn Plattjen (72.050) überquert, im unteren Abschnitt über bewaldetes Gebiet und im oberen Teil über kupiertes, lawinengefährdetes Fels- sowie Moränengelände führt, wird mit nur vier hohen, stämmigen Stahl-Fachwerkstützen bewältigt und weist daher weite Spannfelder auf. Die Bahn steigt von 1'789 hinauf zu der unmittelbar beim Masten 4 der Felskinn-Bahn stehenden Zwischenstation Morenia auf 2'597 m ü. M.. Die Zwischenstation Morenia präsentiert sich aufgrund der Schnittstelle dreier unabhängiger Bergbahnlinien als auffälliger und markanter technischer, mit einem Gastgewerbetrakt ergänzter Baukomplex.
Die 30 Personen fassenden Fahrzeuge rollen auf zwei Tragseilen und werden von einem endlosen Förderseil gezogen. Die Antriebsgruppe der Bahn, bei der das Förderseil in die vertikale Ebene umgelenkt wird, ist in der Bergstation angeordnet. Umlenkräder und ein Spanngewicht bilden in der Talstation das Spannsystem des Förderseils, die Tragseile sind fest abgespannt. In den Stationen werden die 26 Kabinen mit Kettenförderern bewegt und die Verzögerung respektive die Beschleunigung erfolgt über Luftreifen. Die Fahrzeuge, hergestellt von Gangloff, haben gebogene Kastenprofilgehänge und sind mit Laufwerken ausgestattet, die sich aus zwei Fahrgestellen à vier Laufrollen und drei mittig angeordneten Seilklemmen zusammensetzen.
Zentrale Komponente des Sicherheitsdispositivs des Alpin Express I ist eine, in der Trassee-Achse, über den Fahrspuren montierte Bergungsbahn.
Gesamtwürdigung
Die Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) Alpin Express I ist eine äusserst leistungsfähige, windstabile und mit einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 6 m/s eine vergleichsweise schnelle Grosskabinenumlaufbahn, die von der Schweizer Firma Von Roll Transportsysteme, Thun unter Mitwirkung der Konstrukteure Peter Baumann, Fritz Feuz und Gottfried Hofmann als Alternative zum System Double Mono Cable (DMC, Funitel, vgl. 75.011) entwickelt wurde, um die Vorteile einer Pendelbahn mit denen einer normalen, kuppelbaren Einseilkabinenumlaufbahn zu vereinen. Dieser Seilbahntyp wurde weltweit zum ersten Mal in Saas Fee realisiert. Nach der 1994 vollendeten zweiten Teilstrecke fabrizierte Von Roll keine weiteren 3S-Bahnen mehr. Erst nach der Übernahme des Von Roll Seilbahnbereichs durch das österreichische Unternehmen Doppelmayr 1996 wurde die 3S-Technologie weiter entwickelt.
Die in einem sehr anspruchsvollen Gelände angelegte Von Roll-Pionieranlage ist bisher nicht modifiziert worden und daher ein repräsentatives Zeugnis der vielfältigen, wiederkehrend mit Neukonzeptionen bereicherten Seilbahntechnologie. Als Hochleistungsbahn ist der Alpin Express zudem eine wichtige Komponente innerhalb des gut vernetzten Anlageparks im hochtouristischen Fremdenverkehrsgebiet Saas Fee-Allalin.
Anhang 1: Technische Daten
Strecke |  | |
Betriebszweck | | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | | 2905 m |
Höhendifferenz | | 808 m |
Längstes Seilfeld (schief) | | 1322 m |
Grösster Bodenabstand | | 77 m |
Neigung Maximal; Mittelwert | | 397 o/oo; 291 o/oo |
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite | | 11100 mm; rechts |
Anzahl Stützen |  | 4 |
Stützenbautechnik; Stützenform | | Stahl Fachwerk; T-Stütze |
Stützen Hersteller | | 1991; Von Roll, Bern |
Stützen-Rollenbatterie Hersteller | | 1991; Von Roll, Bern |
Hochbauten | | |
Talstation Name; Konstruktion |  | 1991; Alpin Express / Saas Fee; Holzbau, Stahlkonstruktion |
Architekt | | W. Burgener, Brig |
Bergstation Name; Konstruktion |  | 1991; Alpin Express / Morenia; Stahlkonstruktion |
Architekt | | W. Burgener, Brig |
Seile | | |
Tragseiltyp | | Vollverschlossen |
Tragseil Anzahl pro Spur; Durchmesser | | 2; 51.5 mm |
Förderseil Anzahl; Durchmesser | | 1; 44.5 mm |
Antrieb | | |
Antrieb Ort | | in Bergstation |
Motor Hersteller | | 1991; ABB |
Antriebstyp; Motorleistung | | Gleichstrom mit Thyristor; 705 kW |
Getriebe Hersteller | | 1991; TGW Tyssen GmbH |
Notantrieb für Räumung | | Hydraulisch mit Verbrennungsmotor |
Bremsen | | |
Betriebsbremse | | 1991; Scheibenbremsen |
Sicherheitsbremse | | 1991; Scheibenbremsen |
Mechanische Einrichtungen | | |
Tragseil-Spannsystem | | Feste Abspannung |
Förderseil Spannsystem | | Gewicht Talstation |
Stationsumlaufförderer | | Kettenförderer |
Beschleuniger/Verzögerer | | Luftreifen |
Elektrotechnische Einrichtungen | | |
Steuerung Hersteller |  | 1991; Frey AG, Stans |
Fernüberwachungsanlage Hersteller | | 1991; Frey AG, Stans |
Fahrregime | | Vollautomatisch ohne Personal |
Kommunikations System | | Telefon, Funk |
Passagierinformation | | Einsprechanlage |
Fahrbetriebsmittel |  | |
Anzahl | | 26 |
Plätze / Fahrzeug | | 30 |
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht | | 2400 kg; 2740 kg |
Kabinen Hersteller |  | 1991; Gangloff Bern |
Kabinen Länge; Breite; Höhe | | 2780 mm; 2610 mm; 2610 mm |
Automatische Türen | | ja |
Gehänge Hersteller; Gehängetyp |  | 1991; Von Roll; Kastenprofil |
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ | | 1991; Von Roll; Federklemme |
Laufwerk Hersteller |  | 1991; Von Roll |
Förderleistung | | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | | 6 m/s; 8.2 Min. |
Personenleistung; Jahresbeförderung Total | | 1500 Personen/h; 677004 Pers./Jahr |
Jahresbeförderung Güter | | 373.6 Tonnen/Jahr |
Notwendiges Betriebspersonal | | 4 Pers. |
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Anhang 5: Bildauswahl