72.045 Bourg-St-Bernard - Col de Menouve, Bourg-St-Pierre, Umlaufkabinenbahn


72.045Bourg-St-Bernard - Col de Menouve
Umlaufkabinenbahn

Ort, KantonBourg-St-Pierre, VS
Koord. Talstation581.190/083.230 ; 1932 m.ü.M
Koord. Bergstation582.002/080.996 ; 2775 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch09.04.2009 eb
Inventar02.12.2010 pb

BetreiberinEspace Super Saint-Bernard SA
HerstellerGiovanola

Baujahr1962
Erstinbetriebsetzung1962
Umbauten1989
Anlage stillgelegt2010

Situation

Beschreibung der Anlage

Bourg-Saint-Bernard liegt hinten im Val d'Entremont unmittelbar beim Nordportal des Grossen St. Bernhard-Tunnels. Hier entwickelte sich zu Beginn der 1960er-Jahre das spektakuläre, hochalpine Skigebiet Super Saint-Bernard im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien.
Die Initiative zum Bau der Bahn geht auf Albert Monnet zurück, der die Anlage 1962 erstellen liess und sie später der Gemeinde Bourg-Saint-Pierre verkaufte.
Die Strecke der Bahn führt von Bourg-Saint-Bernard (1'932 m ü. M.) durch einen Talkessel zwischen den Gebirgszügen Becs Noirs und Les Rayons de la Madeleine bis auf den Col de Menouve (2'775 m ü. M.) direkt an der Grenze Schweiz-Italien.
Die Einseilumlaufbahn mit kuppelbaren Vierer-Kabinen wurde von der Firma Giovanola konstruiert. Die 1989 ersetzten Kabinen sind an den ursprünglichen Giovanola-Gehängen befestigt. Die Verbindung mit dem Seil erfolgt durch die vom Ingenieur Marc Dumur entwickelten und 1950 patentierten Gewichtsklemmen. Die Streckenlänge von 2'559 m wird mit Hilfe von 20 Fachwerkstützen bewältigt. Einzelne Stützen mussten durch Lawinenkeile gesichert werden. Das Förderseil wird mittels Gewicht in der Bergstation abgespannt.
Die Talstation erscheint als voluminöse, zeittypische Flachdachkonstruktion aus Beton. Der klar gegliederte Baukörper ist nach funktionalen Bereichen differenziert und enthält neben den Betriebsräumen der Bahn auch ein Restaurant. Die Bergstation ist ein unspektakulärer, in die hochalpine Felslandschaft integrierter Betonbau. Der obere, über die Umlenkstation zurückversetzte Teil des Gebäudes diente bis 1985 als Restaurant und Grenzwachposten, seit dieser Zeit wird er nicht mehr genutzt und kaum unterhalten.
Der in der Talstation untergebrachte Antrieb erhielt 1989 einen neuen Motor, ebenso wurde die Steuerung und die elektrische Überwachungsanlage ausgewechselt. Das Getriebe war bereits 1975 nach einem Schaden ersetzt worden.
Die nur im Winter betriebene Gondelbahn erschliesst ein anspruchsvolles, hochalpines Skigebiet mit zwei schneesicheren, nordexponierten Geländekammern. Der Skilift «Plan du Jeu» der Firma POMA vervollständigt das Angebot.


Gesamtwürdigung

Die in einem spektakulären, hochalpinen Skigebiet stehende Seilbahnanlage von Bourg-Saint-Bernard auf den Col de Menouve ist eine der frühesten heute noch betriebenen Einseilumlaufbahnen mit kuppelbaren Vierer-Kabinen der Firma Giovanola. Die weitgehend aus der Bauzeit stammende Anlage wurde 1989 nur minimal nachgerüstet (Kabinen, Antriebsmotor, Steuerung und Überwachungsanlage). Neben den Stationsbauten und den Stützen sind insbesondere die original erhaltenen Giovanola-Klemmen zu erwähnen. Mit der 1950 vom Giovanola Ingenieur Marc Dumur konstruierten und anschliessend patentierten Gewichtsklemme erlangte die Firma Weltruhm im Seilbahnbau.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)sehr hochErschliessung eines spektakulären, anspruchsvollen hochalpinen Skigebiets: zwei schneesichere Geländekammern (Nordhang); in Grenzregion (CH-I)
Linienführung: Planung, Umsetzungsehr hochdurch Lawinengebiet; im Kessel, windgeschützt
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialienhochGiovanola-Eigenentwicklung: Gewichtsklemme (Patent 1950 von Dumur, ab 1959 als Doppelklemme für Vierer-Gondel im Einsatz); Antrieb in Talstation; Abspannung des Förderseils mittels Gewicht in Bergstation; Ferdinand Sulzberger Mastschalter (vgl. auch Isenau!); aufwändige Stützenanordnung für Radiusausbildung
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellerherausragendeine der frühesten, in einem repräsentiven Masse überlieferte, kuppelbare Giovanola Einseilumlaufkabinenbahn mit Vierer-Gondeln; Anlage mit beträchtlicher Höhendifferenz u. eindrücklicher Länge in sehr anspruchsvollem Gelände
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbauhochanspruchsvolle Statik für Lawinen gefährdete Stützen; nachträgliche Montage von Schutzelementen
Architektursehr hochauffällig sachliche Stationsbauwerke; Talstation: breitgelagerte, minimalistische, klar geschnittene u. zeittypische Betonarchitektur; Bergstation: in die hochalpine Felslandschaft integrierter "Festungsbau"
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialienhochkubische Baukörper; Volumina nach funktionalen Bereichen differenziert; Flachdachkonstruktion (Talstation); Bergstation teilweise in Fels integriert u. kaum wahrnehmbar
bautypologische Bedeutungsehr hochHochbauten als wesentliche, aus der Anfangszeit stammende u. minimal veränderte Anlagekomponenten (einschliesslich Innenausstattung Restaurantbetrieb u. aus der Bauzeit stammende Beschriftung bzw. Farbfassung)
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentensehr hochansehnlicher Bestand aus der Ursprungszeit: insbesondere die von Giovanola entwickelten Klemmen, das Gehänge u. die Stützen sowie die Stationsbauten
Qualität der Nachrüstungenhochwegen Defekt neues Getriebe (1975); ein umfassender Nachrüstungszyklus (Radfangvorrichtung; Kabinen; Antriebsmotor einschliesslich Steuerung u. Überwachungsanlage)
funktionale UnversehrtheitherausragendWinterbetrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, Institutionen--
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärhochwichtiger wirtschaftlicher (touristischer) Faktor für das unwirtliche Walliser Tal im Grenzgebiet des Grossen St. Bernhards; interessant besonders in schneearmen Wintern; Zielgruppen aus CH u. I
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextsdurchschnittlicheinerseits bemerkenswert harmonisch in hochalpine Landschaft eingepasste Stationsbauwerke, andererseits sehr mächtige u. im kargen, von touristischen Infrastrukturen wenig belasteten Felsgebiet recht auffällige Stützenkonstruktionen
Infrastruktur
touristische/betriebliche InfrastrukturhochRestaurant in Talstation; POMA-Aufzugsanlage; lange u. anspruchsvolle Pistenabfahrten: Bus-Pendelbetrieb für Rücktransport durch den Passtunnel; ehem. Restaurant u. Zollstation in Bergstation 1985 aufgehoben
Verkehrsnetzehochda an der Passstrasse gelegen, gute u. wintersichere Zufahrt für den motorisierten Individualverkehr; für ÖV ungeeignet

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

BetriebszweckTouristisch
Streckenlänge (schief)2559 m
Höhendifferenz843 m
Längstes Seilfeld (schief)296 m
Grösster Bodenabstand50 m
Neigung Maximal; Mittelwert608 o/oo; 348 o/oo
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite3800 mm; links
Anzahl Stützen20
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk; T-Stütze
Stützen Hersteller1962; Giovanola
Stützen-Rollenbatterie Hersteller1992; Giovanola

Hochbauten

Talstation Name; Konstruktion1962; Bourg St. Bernard; Massiv (Beton/Mauerwerk)
Bergstation Name; Konstruktion1962; Col de Menouve; Massiv (Beton/Mauerwerk)

Seile

Förderseil Anzahl; Durchmesser1; 30 mm

Antrieb

Antrieb Ortin Talstation
Motor Hersteller1989; Siemens
Antriebstyp; MotorleistungGleichstrom mit Thyristor; 215 kW
Getriebe Hersteller1975; Kissling
Notantrieb für RäumungVerbrennungsmotor

Bremsen

Betriebsbremse1962; Scheibenbremsen
Sicherheitsbremse1962; Scheibenbremsen

Mechanische Einrichtungen

Förderseil SpannsystemGewicht Bergstation
StationsumlauffördererKettenförderer
Beschleuniger/VerzögererLuftreifen

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung Hersteller1989; Alptronic
Fernüberwachungsanlage Hersteller1989; Alptronic / Frey AG

Fahrbetriebsmittel

Anzahl49
Plätze / Fahrzeug4
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht320 kg; 150 kg
Kabinen Hersteller1989; CWA
Kabinen Länge; Breite; Höhe1800 mm; 1200 mm; 1600 mm
Automatische Türenja
Gehänge Hersteller1962; Giovanola
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ1962; Giovanola ; Gewichtsklemme

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit3.6 m/s; 12 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total600 Personen/h; 94000 Pers./Jahr
Notwendiges Betriebspersonal4 Pers.

Anhang 2: Apparat

e-docs
-http://www.seilbahntechnik.net/en/lifts/11672/datas.htm?PHPSESSID=b1a1e68135221506d4936977c88480b1
-http://www.remontees-mecaniques.net/bdd/reportage-94.html
-http://www.lesuper.ch/

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerGiovanolaGiovanola Frères SA
Ähnliche Anlage72.011UK-04Les Diablerets - Isenau, Les Diablerets
Ähnliche Anlage72.059UK-04Aminona - Petit Mont Bonvin, Crans-Montana

Anhang 5: Bildauswahl

Talstation Talstation Talstation
Talstation Bergstation Bergstation
Bergstation Bergstation Strecke
Stütze Kabine Kabine
Gehänge Klemmvorrichtung Antrieb
Sicherheitsbremse Förderseil Spannseil Ablenkung, Förderseil Spannvorrichtung Verzögerer Talstation



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