Ort, Kanton | Flims, GR | Koord. Talstation | 739.583/191.501 ; 1846 m.ü.M | Koord. Bergstation | 739.262/193.514 ; 2644 m.ü.M |
| Einstufung | National | Besuch | 19.08.2009 eb | Inventar | 22.11.2010 pb |
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| Baujahr | 1956 | Erstinbetriebsetzung | 1956 | Umbauten | 1974; 1986 | Anlage abgebrochen | 2016 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Der im Bündner Oberland, auf einer Sonnenterrasse am Fuss des Flimsersteins liegende Kurort Flims verdankt seine Lage einem prähistorischen Felssturz.
Bis weit ins 19. Jahrhundert lebten die Einwohner von Flims weitgehend von der Landwirtschaft. Ein bedeutender Punkt in der Geschichte des Dorfes war der Bau der Oberlandstrasse von Reichenau über Flims nach Ilanz (1842-1855). Mit der Eröffnung des Kurhauses Waldhaus, dem heutigen Park-Hotel, im Jahr 1877 begann die Entwicklung des Bergbauerndorfs Flims zum Weltkurort.
Schon früh bot Flims den Gästen auch Möglichkeiten für den Wintersport. 1931 wurde in Flims die erste Skischule der Schweiz gegründet. Im Winter 1938/39 transportierte man die Skifahrer mit einem Motorschlittenzug nach Foppa hinauf. Der Zweite Weltkrieg unterbrach die touristische Entwicklung von Flims. Doch bereits 1945 wartete der Kurort mit einer besonderen Sensation auf: die erste, von Von Roll entwickelte kuppelbare Sesselbahn der Welt von Flims-Dorf nach Foppa wurde eröffnet. Zwei Jahre später wurde die zweite Sektion von Foppa nach Naraus in Betrieb genommen. Schon bald kam der Wunsch nach einer Fortsetzung der Bahn bis zum Cassonsgrat auf. Der vorerst in Aussicht genommene Bau einer Sesselbahn wurde wegen zu starker Lawinengefährdung verworfen. So kam nur der Bau einer Pendelbahn in Frage.
Die vom Von Roll Werk in Bern unter der Leitung von Ingenieur Paul Zuberbühler geplante und gebaute Seilbahn zum Cassonsgrat wurde 1956 eingeweiht. Die optimal parallel zum Grat verlaufende und windgeschützte Pendelbahn verfügt über vier Fachwerkstützen. Die drei unteren Stützen zeigen die für Von Roll-Bahnen typische aufwändige Fachwerkkonstruktion.
Die Tal- und Bergstation erscheinen als schlichte, zweckmässige Bauten unter Pultdach, die sich an der Gestaltung landwirtschaftlicher Nutzbauten orientieren. Die auf einen Betonsockel gestellten Stahlgerüste wurden mit Holz verkleidet. Die Talstation beherbergt sowohl den Antrieb wie die beiden Tragseilspanngewichte. Die Bergstation wurde 1957/58 um ein Restaurant erweitert.
Die 1974 durchgeführte Generalrevision der Bahn brachte einen Umbau der Kabinen. Die Carrosseriewerke in Aarburg CWA statteten die Kabinen mit neuen, abgeschrägten Stirnwänden aus. Dadurch wurde die Grundfläche der Kabinen vergrössert, so dass neu je 26 Personen statt wie vorher 23 befördert werden können.
Bei der weitgehend original erhaltenen Antriebsgruppe wurde 1986 die Betriebsbremse ersetzt. Gleichzeitig erhielt die Bahn eine neue Steuerung- und Fernüberwachungsanlage.
Die nach wie vor in Betrieb stehende Pendelbahn zum Cassonsgrat ist die dritte Sektion einer Bahnkette. Die beiden ersten Sektionen bestehen je aus einer Sesselbahn, welche 1986 bzw. 1989 die ursprüngliche Zweier-Sesselbahnen ablösten.
Gesamtwürdigung
Die Pendelbahn wurde 1956 zur Erschliessung des Cassonsgrats oberhalb von Flims erbaut und ist heute Teil des weitläufigen und gut erschlossenen Skigebiets „Weisse Arena“. Sie gehört zu den ältesten weitestgehend original erhaltenen Von Roll-Pendelbahnen mit mittlerer Kabinengrösse und ist daher seilbahngeschichtlich von hoher Bedeutung. Die Kabinen sind zwar umgebaut worden, doch haben sich die Tal- und Bergstation, die Stützen und der Antrieb aus der Bauzeit erhalten. Anpassungen an die neusten Sicherheitsvorschriften erfolgten mit grösster Sorgfalt.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | Sommer- u. Wintererschliessung der Bergspitze; Fortsetzung zum Grat als "dritte Sektion" (Flims Dorf-Flims Foppa; Flims Foppa-Alp Naraus) |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | System Umlaufbahn wurde wegen zu starker Lawinengefährdung verworfen: mit Pendelbahn bessere Stützenpositonierung möglich; optimal parallel zum Grat verlaufend u. windgeschützt |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | typische, ursprüngliche Anlage der mittleren 1950er-Jahre; Antrieb mit offenem Zahnkranz auf Antriebsscheibe in Talstation; mittels Gewicht in Talstation abgespannte Tragseile; Zugseilspanngewicht in Bergstation; Fahrzeug mit Profilstahlgehänge; aufwändige konische Drei- bzw. Vierbein-Fachwerkstützen |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | eine der ältesten, weitestgehend original überlieferten zweispurigen Von Roll-Pendelbahnen mit mittlerer Kabinengrösse |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur | | massstäbliche u. wohlproportionierte Baukörper unter Pultdach mit klar unterscheidbaren Funktionsbereichen |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Mischbauweise: Tragstruktur Beton u. Stahlbau, Holzverkleidung |
bautypologische Bedeutung | | die Hochbauten repräsentieren die ursprüngliche Erstellungszeit u. bilden mit der weitgehend original überlieferten Seilbahntechnik eine massstäbliche u. gestalterische Einheit |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | grösstenteils original überliefert |
Qualität der Nachrüstungen | | mit grosser Sorgfalt nur Kabinenerweiterung u. Sicherheitseinrichtungen erneuert |
funktionale Unversehrtheit | | in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | | Planung von Paul Zuberbühler, Ingenieur der Von Roll Werke, Bern |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | nach wie vor oberste Sektion zum Cassons-Grat; bedeutender Anlageteil innerhalb des weitläufigen u. gut erschlossenen Skigebiets "Weisse Arena" |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | im unteren Drittel gut einsehbar; im oberen Teil parallel zum Grat ausgerichtet |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | seit 1981 Tarifverbund "Weisse Arena Flims-Laax Falera" (Zusammenschluss Bergbahnen Flims AG u. Bergbahnen Crap Sogn Gion AG) |
Verkehrsnetze | | Zufahrtsstrasse Flims; Anschlussbahn (Flims Dorf-Foppa-Naraus) |
Anhang 1: Technische Daten
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Anhang 5: Bildauswahl