Ort, KantonGrindelwald, BE
Koord. Talstation644.464/163.881 ; 937 m.ü.M
Koord. Zwischenst.643.120/163.690 ; 1117 m.ü.M
Koord. Bergstation641.400/163.465 ; 1620 m.ü.M
EinstufungNational
Besuch23.01.2009 zk tb eb pb
Inventar24.11.2010 pb

BetreiberinGondelbahn Grindelwald Grund-Männlichen
HerstellerHabegger
wwwhttp://www.maennlichen.ch

72.094UK-04Holenstein - Männlichen, Grindelwald
Baujahr1978
Erstinbetriebsetzung1978
Umbauten1997
Anlage ersetzt2019
Stütze Detail, Kabine

Situation

Beschreibung der Anlage

Die ab 1950 in Grindelwald einsetzende touristische Entwicklung führte zu einer starken Erhöhung der Logiernächtezahlen. Daneben hatte mit der Verbesserung der Zufahrtsstrassen und den Zugverbindungen der Tagesausflugverkehr stark zugenommen. Die Transportkapazität der bestehenden Bahnen konnte mit der Nachfrage, insbesondere im Winter, nicht mehr standhalten.
Ein Initiativkomitee bestehend aus Vertretern der Bergschaft Itramen und der Bahnen der Jungfrau-Region reichte 1973 ein Gesuch um Erteilung einer Konzession für den Bau und Betrieb einer Gondelbahn von Grindelwald Grund nach dem Männlichen ein. Mit der neuen Zubringerbahn sollte die lückenlose Erschliessung des Skigebietes Kleine Scheidegg-Männlichen und eine Entlastung der Wengernalpbahn (WAB) erreicht werden.
Die Projektierung der in zwei Sektionen unterteilten Einseilumlaufkabinenbahn übernahm das Ingenieurbüro A. Schönholzer AG, Thun. Die 1977/78 erbaute vollautomatische Hochleistungs-Gondelbahn mit Vierer-Gondeln ist ein Werk der Firma Habegger aus Thun.
Die mit einer Gesamtstreckenlänge von 6'240 m längste Einseilumlaufkabinenbahn Europas überwindet eine Höhendifferenz von 1'284 m. Das Förderseil wird in der unteren Sektion von 27 und in der oberen Sektion von 25 Stahl-Fachwerkstützen getragen. Die von der Firma De Giorgi hergestellten Kabinen besitzen noch die originalen auf der Giovanola-Technik basierenden Habegger-Gehänge und -Klemmvorrichtungen. Das Öffnen, Schliessen und Verriegeln der Kabinentüren erfolgt automatisch. In den Stationen werden die Kabinen mit Kettenförderern bewegt und die Verzögerung respektive Beschleunigung erfolgt über Zahnriemen.
Von der Talstation am rechten Ufer der Schwarzen Lütschine, rund 500 m von der Wengernalpbahn-Station Grindelwald Grund entfernt, führt die untere Sektion über die Zwischenstation Egg zur Mittelstation Holenstein. Leicht abgewinkelt zur unteren Sektion führt die obere Sektion von Holenstein zur Bergstation Männlichen. Die Ein- und Aussteigestation Egg in der unteren Sektion dient als Hotelzubringer.
Die von Dick Versteeg (Balzari + Schudel Ingenieur AG) entworfenen Stationen sind grossvolumige, formal und materiell an die lokale Hauslandschaft angepasste Bauwerke. Die in einer Mischkonstruktion aus Beton, Holz und Stahl erstellten Baukörper sind entsprechend ihrer vielfältigen Funktion unterteilt. Sie sind mehrfach umgebaut worden. Sowohl die Tal- wie auch die Bergstation enthalten je einen Schacht für die Gewichte des Förderseil-Spannsystems.
Die eindrücklichen und grosszügig dimensionierten Antriebsgruppen für die beiden Sektionen befinden sich in der Mittelstation. Der 1997 erfolgte Umbau brachte eine neue Fernüberwachungsanlage und die Anpassung der Steuerung.


Gesamtwürdigung

Die in zwei Sektionen (Grindelwald Grund – Holenstein; Holenstein – Männlichen) unterteilte Gondelbahn von Grindelwald auf den Männlichen ist mit einer Gesamtlänge von 6240 m die längste Einseilumlaufkabinenbahn Europas. Die 1978 eröffnete, dem Sommer- und Wintertourismus dienende Bahn wurde von der Firma Habegger, Thun als auf der Giovanola-Technik basierende vollautomatische Einseilumlaufbahn erbaut. Bei den in der Mittelstation automatisch von einem Seil auf das andere transportierten Vierer-Gondeln öffnen und schliessen sich die Türen automatisch. Bis auf die erneuerte Fernüberwachungsanlage ist die imposante und hervorragend gepflegte Bahn integral erhalten.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)sehr hochneue, direkte Männlichen-Erschliessung von Grindelwaldner Seite (ab Grindelwald Grund); für Winter- u. Sommertourismus; Entlastung WAB-Zubringer Kleine Scheidegg; Rundreisemöglichkeit; Erschliessung eines schneesicheren u. windgeschützten Skigebiets
Linienführung: Planung, Umsetzungsehr hochZweisektionen-Anlage mit leicht abgewinkelter Anordnung; zu Beginn der Strecke relativ flacher Abschnitt; überwindet eine beeindruckende Distanz; Mittelstation Holenstein u. Zwischenstation Egg in der unteren Sektion (Hotelzubringer)
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochBeschleunigung u. Verzögerung über Zahnriemen; Giovanola-Technik (Klemmapparat: Gewichtsdoppelklemme mit Kraftverhältnis 1:7); Antrieb in Mittelstation; grosszügig dimensioniert u. konfektioniert (zwei Motoren u. Getriebe pro Sektion in Mittelstation eingerichtet); elegante Fachwerkstützen
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellerherausragendbeide Sektionen (72.094) bilden die längste Seilbahn Europas; integral überlieferte auf der Giovanola-Technik basierende Habegger-Umlaufbahn mit vollautomatischen kuppelbaren Vierer-Kabinen (relativ junge Vollautomation: Kabinentüren, abbremsen in Station) ; repräsentative, bemerkenswerte Hochleistungs-Einseilumlaufbahn aus dem Hause Habegger
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbau--
Architekturdurchschnittlichgrossvolumige, formal u. materiell an die lokale Hauslandschaft angepasste Bauwerke: zeitlose u. unspektakuläre Bergarchitektur
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialiendurchschnittlichMischkonstruktion: Massivbauweise (Beton: Keller-, Erdgeschoss), Betonskelettbau mit Holzfüllungen (Oberteil), Stahlkonstruktion (Steildach)
bautypologische Bedeutungsehr hochHochbauten als wesentliche, aus der Erstellungsszeit stammende u. minimal veränderte Anlagekomponenten; Unterteilung der Baukörper nach Funktionen (seilbahntechnische Ausrüstung mit Garagierung, Personen- u. Warenverkehrsablauf, Personal, Werkstatt, öffentliche Toiletten)
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentenherausragendsehr gepflegte, integral erhaltene Habegger-Anlage
Qualität der NachrüstungenherausragendNachrüstung: Fernüberwachung
funktionale Unversehrtheitherausragendganzjährig in Betrieb
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, Institutionen--
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärherausragendfür das Fremdenverkehrsgebiet Grindelwald-Kleine Scheidegg-Männlichen von zentraler Bedeutung; wichtige Zubringeranlage zu weitläufigem u. infrastrukturell gut ausgebautem Gebiet
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontextshochzweckmässig in infrastrukturell beanspruchte Landschaft integriert
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochPistenfahrzeuge, SOS-Dienst; Berggasthaus; Aufzugsanlagen
Verkehrsnetzesehr hochZufahrtsstrasse von Interlaken her; grosse Parkierungsanlage; ÖV bis Station Grindelwald Grund BOB

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckTouristisch
Streckenlänge (schief)3167 m
Höhendifferenz683 m
Längstes Seilfeld (schief)187 m
Grösster Bodenabstand45 m
Neigung Maximal; Mittelwert581 o/oo; 223 o/oo
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite4500 mm; links
Anzahl Stationen3
Anzahl StützenFotos27
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk; T-Stütze
Stützen Hersteller1978; Habegger
Stützen-Rollenbatterie Hersteller1978; Habegger

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1978; Grund; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
ArchitektDick Versteeg, Balzari Schudel AG
Zwischenstation Name; KonstruktionFotos1978; Egg; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
ArchitektDick Versteeg, Balzari Schudel AG
Bergstation Name; KonstruktionFotos1978; Holenstein; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
ArchitektDick Versteeg, Balzari Schudel AG

Seile

Förderseil Anzahl; Durchmesser1; 39 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Bergstation
Motor HerstellerFotos1978; BBC
Antriebstyp; MotorleistungGleichstrom Ward Leonard WL; 2x260 kW
Getriebe HerstellerFotos1978; Flender

Bremsen

BetriebsbremseFotos1978; Scheibenbremsen
SicherheitsbremseFotos1978; Scheibenbremsen

Mechanische Einrichtungen

Förderseil SpannsystemFotosGewicht Talstation
StationsumlauffördererFotosKettenförderer
Beschleuniger/VerzögererFotosZahnriemen

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos1978; BBC
Fernüberwachungsanlage Hersteller1997; Sisag

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl124
Plätze / Fahrzeug4
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht320 kg; 330 kg
Kabinen HerstellerFotos1978; De Giorgi
Kabinen Länge; Breite; Höhe1720 mm; 1300 mm; 2050 mm
Automatische TürenFotosja
Gehänge HerstellerFotos1978; Habegger (System Giovanola)
Klemmvorrichtung Hersteller; TypFotos1978; Habegger (System Giovanola); Gewichtsklemme

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit4 m/s; 14 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total900 Personen/h; 497000 Pers./Jahr
Jahresbeförderung Güter290 Tonnen/Jahr
Notwendiges Betriebspersonal14 Pers.

Anhang 2: Apparat

andere Inventare
-ISISObjekt-Nr.: 3818-04-0
Archive
-SWA BS Verkehr B 717 (Gondelbahn Grindelwald-Männlichen)
Literatur
-Anonym: Eine in die Jahre geratene technische Neuheit, in: News aus dem Mikrokosmos Jungfrau, 23. Dezember 2008, Version vom 07.01.2009, URL: http://www.emwb.19.g-os.ch/news/regionews/artikel/?cq_*35529b21=ivxPU=87987ven
e-docs
-http://www.bahn-bus-ch.de/bahnen/ggm/ggm.jpg  
-http://www.remontees-mecaniques.net/bdd/reportage-307.html  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerHabeggerHabegger Maschinenfabrik (Seilbahntechnik)
HerstellerDe GiorgiDe Giorgi
Ähnliche Anlage72.073UK-06Schönried - Rellerligrat, Gstaad
Ähnliche Anlage72.087UK-04Geils - Hahnenmoos, Adelboden
Inventar Zusatzanlage72.094UK-04Holenstein - Männlichen, Grindelwald
Nächste Sektion

Anhang 5: Bildauswahl

600_3150.JPG 517_1804a.jpg 517_2176.JPG
600_3020.JPG 600_3042.JPG 517_2082a.jpg
600_3134.JPG 600_3070.JPG 600_3048.JPG
517_2093.JPG 517_2086a.jpg 517_1846a.jpg
517_2051a.jpg 517_2250.JPG 517_1974.JPG
517_2017.JPG 517_1982.JPG 517_2100.JPG