Im Dorf Davos bildete die Viehzucht bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Haupterwerbszweig, dann wurde der Ort im Bündner Landwassertal als Luftkurort weltbekannt. Der Bau der Eisenbahnlinie von Landquart nach Davos und deren Eröffnung 1890 beschleunigte die Entwicklung des Ortes: Hotels, Pensionen, Sanatorien und Villen entstanden. Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts Bobfahren sowie Eis- und Skilaufen immer beliebter wurden, entwickelte sich Davos zum Wintersportort. Im Jahr 1934 wurde auf Bolgen der erste Skilift der Welt in Betrieb genommen (1967 ersetzt). Von der Talstation, die direkt hinter dem Bahnhof Davos-Platz liegt, führt die 1954 eröffnete Luftseilbahn auf die Ischalp (1'932 m ü. M.), von wo mit der 1958 in Betrieb genommenen zweiten Sektion das 2'590 m ü. M. liegende Jakobshorn erreicht wird.
Eine kleine einspurige Pendelbahn, die sogenannte Güggelbahn, stellt die Verbindung her zwischen der Bergstation des Clavadeler-Skilifts (eröffnet 1959, seit 1998 Sechser-Sesselbahn) und der Bergstation der Jakobshornbahn sowie dem dazugehörigen Restaurant. Mit der 1959/60 durch die Firma Von Roll projektierten und gelieferten Bahn wurde das Skigebiet unterhalb des Jatzhorns an das Jakobshorn angeschlossen.
Die nur 262 m lange Linie überquert stützenlos einen muldenförmigen Geländeeinschnitt. Die kleine Talstation präsentiert sich als schlanker Betonbau mit einem dekorativen, aus Bruchsteinen gefügten Sockel und einem massiven Pultdach. Die Trag- und Zugseilabspannung mittels Gewichten ist in der Talstation untergebracht. Die Bergstation besteht lediglich aus einer Plattform für die Fahrgäste und einer sieben Meter hohen Stütze für das Trag- und das Zugseil. Ein kleines Maschinenhaus, das hinter der Ausstiegstelle in den Hang gebaut wurde, beherbergt den Antrieb.
Die Kabine für 20 Personen und mit einem Gehänge in Fachwerkbauweise stammt von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) in Neuhausen. Da die Kabine keine Zwischenstützen befahren muss, konnte ihr Gehänge symmetrisch ausgeführt werden. Das achträdrige Laufwerk mit der bergseitig angebrachten Fangbremse wurde 2008 durch die Firma Garaventa ersetzt. Das Gegenseil wird durch das Kabinengehänge hindurch zwischen zwei separaten Führungsrollen geführt.
Die Antriebsgruppe (Motor, Getriebe und Betriebsbremse) wurde 2008 ersetzt. Bereits 1988 war die Steuerung ausgewechselt worden und 1991 hatte man eine neue Fernüberwachungsanlage eingebaut.
Gemäss ihrer Bestimmung als Verbindungsbahn für Skifahrer ist diese Seilbahn jeweils nur im Winter in Betrieb.
Die nur im Winter betriebene Verbindungsbahn zwischen Clavadeler Berg und Jakobshorn ist mit 262 m Streckenlänge wohl die kürzeste öffentliche Luftseilbahn der Schweiz. Die von der Firma Von Roll konstruierte einspurige Pendelbahn ist bezüglich der sichtbaren Teile weitgehend ursprünglich erhalten. Eine aus der Bauzeit stammende formschöne Kabine und das symmetrische Fachwerk-Gehänge sind ein Werk der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft SIG in Neuhausen am Rheinfall. Die Anlage ist ein exemplarisches Beispiel für eine kurze, stützenlose Luftseilbahn, deren Kabine auf einem Tragseil zwischen der kleinen, überdachten Talstation und der oberen, offen gehaltenen Station hin und her pendelt.
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | nur im Winter betriebene Verbindungsbahn zwischen Clavadeler Berg u. Jakobshorn; bescheidener Rückbringer |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | kurze, über einen sanften Geländeeinschnitt führende Linie; keine Überfahrstütze |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | einspurige Pendelbahn; Antrieb bei Bergstation in separatem Bauwerk untergebracht; Trag- u. Zugseilabspannung mittels Gewicht in Talstation; Fahrbetriebsmittel mit symmetrischer Fachwerk-Aufhängung; Zug- u. Gegenseil übereinander angeordnet; elegante Einfahrstütze in lichter Fachwerkbauweise |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | exemplarisch für stützenlose Pendelbahn; vereinfachte u. ökonomisch günstige Lösung mit offener Bergstation; gute frühere Von Roll-Pendelbahn mit mittlerer Kabinengrösse |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur | | angemessen dimensionierte Talstation in klarer Formensprache u. tektonischem Ausdruck; bei der Bergstation offene Zusteigeplattform, Antrieb in schlichtem Baukörper |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | Talstation: Massivkonstruktion, schlanker Baukörper unter Pultdach; aus Natursteinen gefügter Mauerwerkssockel, Einwandung, Dachträger u. Dach aus Beton; Bergstation: zweckdienliches, offenes Zugangspodest aus Holz u. rudimentärer Scherm für Antriebstechnik; eindrückliche Einfachheit u. ausgewogene Proportionen |
bautypologische Bedeutung | | unveränderte, aus der ursprünglichen Erstellungszeit stammende Hochbauten |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | sichtbare Teile weitgehend vollständig erhalten (Einfahrtstütze; Kabine, Hochbauten); Gehänge verstärkt |
Qualität der Nachrüstungen | | Ersatz der Antriebsgruppe im Rahmen der Konzessionserneuerung; Leistungssteigerung (?) |
funktionale Unversehrtheit | | als Verbindungs- u. Rückbringerbahn voll in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | - |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | während der Wintersaison wichtige Anlage im touristisch gut erschlossenen Gebiet Davos-Jakobshorn |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | unabhängig von der Landschaft (intensiv genutztes Skigebiet) installiert u. auf übrigen Anlagenkontext ausgerichtet |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Chalet "Güggel" (1991); Restaurant Jakobshorn (1960) |
Verkehrsnetze | | inmitten des hervorragend erschlossenen Skigebiets Davos-Jakobshorn: Sesselbahn Clavadeler Bubble; Luftseilbahn Jakobshorn |
Strecke | |
Betriebszweck | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | 262.5 m |
Höhendifferenz | 91 m |
Längstes Seilfeld (schief) | 262.5 m |
Grösster Bodenabstand | 28 m |
Neigung Maximal; Mittelwert | 384.6 o/oo; 471.3 o/oo |
Spurweite (auf Stützen) | mm |
Anzahl Stützen | 1 (wird nicht überfahren) |
Stützenbautechnik; Stützenform | Stahl Fachwerk; Portalstütze |
Stützen Hersteller | 1960; von Roll |
Hochbauten | |
Talstation Name; Konstruktion | 1961; Clavadeler Berg; Massiv (Beton/Mauerwerk) |
Bergstation Name; Konstruktion | 1960; Jakobshorn; Massiv (Beton/Mauerwerk) |
Seile | |
Tragseiltyp | Vollverschlossen |
Tragseil Anzahl pro Spur; Durchmesser | 1; 36 mm |
Zugseil Anzahl; Durchmesser | 1; 20 mm |
Tragseil Spannseil Anzahl | 0 |
Antrieb | |
Antrieb Ort | in Bergstation |
Motor Hersteller | 2008; ABB Baden |
Antriebstyp; Motorleistung | Drehstrommotor mit Frequenzumrichter; 75 kW |
Getriebe Hersteller | 2008; Hansen, Zürich |
Notantrieb für Räumung | Durch Schwerkraft |
Bremsen | |
Betriebsbremse | 2008; Scheibenbremsen |
Sicherheitsbremse | 1960; Trommelbremse |
Fangbremsen | 2008; Am Laufwerk bergseitig |
Mechanische Einrichtungen | |
Tragseil-Spannsystem | Gewicht Talstation |
Rollenkette für Tragseil | nein |
Zugseil-Spannsystem | Gewicht Talstation |
Elektrotechnische Einrichtungen | |
Steuerung Hersteller | 1988; Frey AG Stans |
Kopierwerk | 1988; Mechanisch |
Fernüberwachungsanlage Hersteller | 1991; Frey AG Stans |
Fahrregime | Fernbedient durch Fahrzeugbegleiter |
Kommunikations System | Telefon, Funk |
Fahrbetriebsmittel | |
Anzahl | 1 |
Plätze / Fahrzeug | 20 |
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht | 1680 kg; 1900 kg |
Kabinen Hersteller | 1960; SIG, Neuhausen |
Kabinen Länge; Breite; Höhe | 3130 mm; 1565 mm; 2823 mm |
Automatische Türen | nein |
Gehänge Hersteller; Gehängetyp | 1960; SIG Neuhausen; Fachwerk |
Laufwerk Hersteller | 2008; Garaventa |
Zugseilbefestigung | Klemmkopf |
Förderleistung | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | 3.5 m/s; 2.1 Min. |
Personenleistung; Jahresbeförderung Total | 220 Personen/h; 58000 Pers./Jahr |
Notwendiges Betriebspersonal | 1 Pers. |
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