Ort, KantonAdelboden, BE
Koord. Talstation609.842/145.299 ; 1406 m.ü.M
Koord. Bergstation609.733/144.235 ; 1965 m.ü.M
EinstufungRegional
Besuch23.01.2009 zk pb eb tb
Inventar24.11.2010 zk

BetreiberinBergbahnen Engstligenalp AG
HerstellerKüpfer
wwwhttp://www.engstligenalp.ch

Baujahr1937/1963
Erstinbetriebsetzung1963
Umbauten1985
Strecke, Kabine

Situation

Beschreibung der Anlage

Nach dem Bau der Hahnenmoosstrasse (Adelboden-Geils, 1931-35) und der Erstellung des Schwimm- und Sonnenbades (1931) sowie nach der Errichtung des ersten Skifahrertransportmittels, des Schlittenaufzugs FRAM (Geils-Passhöhe, 1935), war der Bau einer Luftseilbahn 1937 auf die Entschlige-/Engstligenalp das vierte bedeutungsvolle Unternehmen der 1930er-Jahre in Adelboden. Die Luftseilbahn wurde als Warentransportmittel konzessioniert und vom Regierungsrat des Kantons Bern auch für die Personenbeförderung zugelassen. Die auf Initiative von Vater und Sohn Müller, den Eigentümern des einen Berggasthauses auf der Engstligenalp, erstellte Pendelbahn mit zwei Vierer-Kabinen wurde mit dem vom Berggasthaus Engstligenalp produzierten Strom betrieben. Sie war nach der legendären Wetterhornbahn (in Betrieb genommen 1908) die erste Luftseilbahn des Kantons. Mit der Zunahme der Logiernächte und der Wochenendtouristen in Adelboden drängte sich ein Ausbau der Bahn auf. Die Eigentümerschaft der Bahn liess die Aufzugseinrichtung 1963 tiefgreifend erneuern. Der 1968/69 von der Alpkorporation Entschlige erstellte Märbenen-Skilift (BE-AD-3-s) und die zunehmende Beliebtheit der Engstligenalp als Startpunkt für Bergtouren brachten die Förderkapaziät der bestehenden, neu mit Zwölfer-Kabinen ausgerüsteten Seilbahn wiederum an die Grenze: 1972 wurde daher westlich neben der Engstligenalp-Bahn und parallel zu dieser eine zweite, von Küpfer stammende Pendelbahn mit 40er-Kabinen erstellt (71.080). Die Engstligenalp, die 1232 erstmals schriftlich erwähnt wurde, ist heute eine "Gemeinschaftsalp". Dank ihrer Lage auf 2'000 m ü. M. gilt die weitläufige, vom Engstligegrat, dem Wildstrubelmassiv, vom Ammertegrat und vom Rotstock begrenzte Alp als sehr schneesicher. Im Sommer lädt das Naturschutzgebiet mit den beiden imposanten Wasserfällen und der weiten ebenen Fläche zum Wandern ein.
Vom Dorfzentrum Adelboden her erschliesst eine mehrheitlich der Entschlige entlang führende Autostrasse die beiden Talstationen Underem Birg. Der Ausgangspunkt der zweispurigen Pendelbahn befindet sich auf 1'406 m ü. M.. Die Bahnlinie führt in südlicher Richtung hinauf auf 1'965 m ü. M, zum Felskopf am Rand der Engstligenalp. Die 1'200 m lange Strecke überquert im unteren Drittel ein Waldgebiet und steigt im oberen Bereich über einem Felsmassiv auf. Wenig unterhalb der Bergstation, am Rand einer schmalen Terrasse, steht die einzige Stütze der Bahn. Die konisch ausgebildete, grossmehrheitlich noch von der Vorgängeranlage stammende Stahl-Fachwerkkonstruktion steht auf einem mächtigen, ungefähr vier Meter hohen Betonsockel. Die schmalen Fahrzeuge – ursprünglich für zwölf Personen erstellte und heute für acht Personen zugelassene Kabinen mit Stahlprofilgehängen – fahren auf einem Tragseil. Ihre achtrolligen Laufwerke sind seit 1983 mit einer bergseitig angebrachten Fangbremse versehen. Die Antriebsgruppe der Bahn ist in der Bergstation untergebracht. Hinter der Bergstation sind die Tragseile an Betonpollern fixiert. Besonders eindrücklich sind die Spannvorrichtungen in der Talstation: ein langer, auf einer schiefen Ebene liegender Spannwagen und eine doppelte Umlenkung sorgen für eine Minimierung des Zugseilspannwegs. Auch die Tragseilabspannung erfolgt über eine zweifache Umlenkung. Der Grossteil der Seilbahnkomponenten wurde 1963 anlässlich des Ausbaus von der Steffisburger Seilbahnfirma L. + P. Küpfer fabriziert und montiert. Das Bremswerk wurde 1983 erneuert; im Jahr 1985 folgten der Ersatz der Laufwerke, der Steuerung und der Fernüberwachungsanlage.
Die Talstation präsentiert sich heute als grossvolumiges, aus mehreren Trakten zusammengesetztes Satteldachgebäude, in dem nebst der Seilbahnstation unter anderem auch eine Gastwirtschaft, Diensträume und Garagen untergebracht sind. Die wie ein Horst wirkende, auf und in den Fels gebaute Bergstation geht auf die ursprüngliche Seilbahn von 1937 zurück und zählt somit zu den Kernelementen der Engstligenalp-Bahn.


Gesamtwürdigung

Die heute insbesondere für Spezialanlässe eingesetzte zweispurige Pendelbahn auf die Engstligenalp weist eine lange und interessante, sich in einzelnen Komponenten widerspiegelnde Entstehungsgeschichte auf: Mit Anlageteilen von 1937 gilt die Luftseilbahn Engstligenalp als älteste noch betriebene Pendelbahn im Kanton Bern. Unter Berücksichtigung des Kernbestandes wurde sie 1963 durch die auf kleinere Pendelbahnen spezialisierte Steffisburger Seilbahnunternehmung Küpfer sorgfältig vergrössert und erneuert. Obwohl die Bahn 1983/85 erneut nachgerüstet wurde, verkörpert die Bahn nach wie vor charakteristische Seilbahntechnik der 1960er-Jahre und wird dementsprechend mit grosser Sorgfalt unterhalten und eingesetzt.


Bewertung

Konzeption
Erschliessungsidee (Vision)hochgrossmehrheitlicher Ersatz für Vorgängerbahn von 1937; Erschliessung des Plateaus Engstligenalp (Alpbetrieb u. Berggastwirtschaft)
Linienführung: Planung, Umsetzungsehr hochideal, topografisch gegeben; Linie mit nur einer Stütze
Seilbahntechnik
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialiensehr hochAntriebsgruppe in Bergstation; besonders eindrückliche Wagen-Zugseilspannvorrichtung in Talstation; mehrere Räder (eingeflascht); schmales, aus der Erstellungszeit stammendes Fahrzeug; eine einzige, konische u. relativ kurze Fachwerkstütze auf vier Meter hohem, noch von der Vorgängerbahn stammenden Betonsockel
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Herstellersehr hochzweispurige, wenig veränderte u. zu den älteren Küpfer-Anlagen gehörende Pendelbahn mit einem Tragseil im Segment der Bahnen mit kleinerem Kabinenvolumen; diese Art von Pendelbahnen gehörte zu den Kernkompetenzen der Berner Oberländer Firma Küpfer
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten
Ingenieurbau--
Architekturhochwohlproportionierte, zeittypisch ausgebildete u. sich hinsichtlich Materialisierung an der lokalen Architektur orientierende Stationsbauten; sachliche Zweckarchitektur; Bergstation in Form einer Kaverne
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, MaterialienhochMischkonstruktion: Sockel, Tragstruktur in Beton; Einwandungen teils Mauerwerk (Bergstation), teils Holz; Dachkonstruktion bei Talstation in Holz
bautypologische Bedeutungherausragendunspektakuläre, aber zeitlich, formal u. proportional zur Gesamtanlage gehörige Bauwerke; Stationsbauten in Teilen noch von der Vorgängerbahn von 1937
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponentensehr hochin repräsentativem Masse erhalten
Qualität der Nachrüstungensehr hocheine Nachrüstungsphase (1983/85): Bremswerk, Laufwerk mit Fangbremse (in Zusammenhang mit Konzessionsänderung), Steuerung u. Fernüberwachung
funktionale Unversehrtheitsehr hochals Eventbahn gepflegt u. betrieben; Hauptleistung wird durch Parallelbahn gebracht
Kulturgeschichte
Personen, Firmen, InstitutionendurchschnittlichWirtefamilien Bärtschi u. Müller; insbesondere Müller als Initiant für die Ersterschliessung per Seilbahn
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militärsehr hochwichtige u. attraktive - im Winter insbesondere schneesichere - Komponente des vielfältigen Fremdenverkehrsangebots von Adelboden
Räumliche Situation
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. KontextshochAnlage auf die wesentlichsten Komponenten beschränkt, Bergstation gar in den Fels gebaut; Konzentration mit Parallelanlagen; da Landschaft von nationaler Bedeutung (Engstligen-Wasserfälle u. Alp) sehr empfindlicher landschaftlicher Kontext
Infrastruktur
touristische/betriebliche Infrastruktursehr hochparallele Materialbahn u. Personenpendelbahn mit mittlerer Kabinengrösse; verschiedene Aufzugsanlagen; Langlaufloipen; Berggasthaus u. -hotel; Ausgangspunkt für Wander- u. Bergtouren
Verkehrsnetzehochin einiger Distanz zum Dorfzentrum; Zufahrtsstrasse für motorisierten Individualverkehr; Bus

Anhang 1: Technische Daten

Strecke

Fotos
BetriebszweckTouristisch
Streckenlänge (schief)1200 m
Höhendifferenz559 m
Längstes Seilfeld (schief)1050 m
Grösster Bodenabstand98 m
Neigung Maximal; Mittelwert703 o/oo; 526 o/oo
Spurweite (auf Stützen)5000 mm
Anzahl StützenFotos1
Stützenbautechnik; StützenformStahl Fachwerk, Beton; T-Stütze
Stützen Hersteller1937/1963; Küpfer

Hochbauten

Talstation Name; KonstruktionFotos1963; Unter dem Birg; Holzbau, Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion
Bergstation Name; KonstruktionFotos1937/1963; Engstligenalp; Massiv (Beton/Mauerwerk), Stahlkonstruktion

Seile

TragseiltypVollverschlossen
Tragseil Anzahl pro Spur; Durchmesser1; 30 mm
Zugseil Anzahl; Durchmesser1; 17 mm
Gegenseil Anzahl; Durchmesser1; 14 mm
Windenseil Durchmesser10 mm
Tragseil Spannseil Anzahl; Durchmesser2; 50 mm

Antrieb

Fotos
Antrieb Ortin Bergstation
Motor Hersteller1962; Schindler
Antriebstyp; MotorleistungGleichstrom Ward Leonard WL; 30 kW
Getriebe HerstellerFotos1962; Von Roll / Hansen
Notantrieb für RäumungFotosVerbrennungsmotor

Bremsen

BetriebsbremseFotos1983; Trommelbremse
SicherheitsbremseFotos1983; Scheibenbremsen
FangbremsenFotos1983; Am Laufwerk bergseitig

Mechanische Einrichtungen

Tragseil-SpannsystemFotosGewicht Talstation
Rollenkette für Tragseilnein
Zugseil-SpannsystemFotosGewicht Talstation
Verschiebbares Perron Talstationnein
Verschiebbares Perron Bergstationnein

Elektrotechnische Einrichtungen

Steuerung HerstellerFotos1985; Frey AG Stans
KopierwerkFotos1963; Mechanisch
Fernüberwachungsanlage Hersteller1985; Frey EAG
FahrregimeHandsteuerung
Kommunikations SystemFotosTelefon, Funk

Fahrbetriebsmittel

Fotos
Anzahl2
Plätze / Fahrzeug8
Nutzlast; Fahrbetriebsmittel Leergewicht640 kg; 1161 kg
Kabinen HerstellerFotos1963; Baumann, Altdorf
Kabinen Länge; Breite; Höhe2800 mm; 1400 mm; 2250 mm
Automatische Türennein
Gehänge Hersteller; GehängetypFotos1963; Küpfer; Profilstahl
Laufwerk HerstellerFotos1985; Küpfer
ZugseilbefestigungFotosKlemmkopf

Förderleistung

Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit4.5 m/s; 5.5 Min.
Personenleistung; Jahresbeförderung Total90 Personen/h; 5309 Pers./Jahr
Jahresbeförderung Güter2318 Tonnen/Jahr
Notwendiges Betriebspersonal2 Pers.

Anhang 2: Apparat

Bundesinventare
-BLNObjekt-Nr.: 1513 Engstligenfälle mit Engstligenalp
Archive
-IKSS Meiringen
Literatur
-Tâche, J.: Téléférique Birg-Engstligenalp, in: Bulletin technique de la Suisse romande BTS, vol. 63 (1937), p. 319-322
-Aellig, Jakob: 100 Jahre Kurort Adelboden 1872-1972, Adelbodmer Hiimatbrief 34, Adelboden: Heimatbriefverlag, 1972
-Aellig, Jakob: 100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Adelboden 1888-1988, Adelboden: Frutigland-Verlag, 1988
-Aellig, Gilgian: 100 Jahre Skiclub Adelboden 1903-2003, Adelboden 2003
-Die Engstligenalp - Tradition und Tourismus, Version vom 15.02.2010, URL: www.engstligenalp.ch/fileadmin/.../geschichte_engstligenalp.pdf
-Burn, Sandra; Hari, Martin; Zurbrügg, Rolf: Ausbaukonzept Engstligenalp bei Adelboden, Adelboden/Aeschiried 2001, Version vom 15.02.2010, URL: www.seilbahn.net/projekte/zukunft/engistenalp1.pdf
-Gemeinde Adelboden (Hrsg.): Adelboden Gestern - Heute - Morgen, Adelboden 2010
e-docs
-http://www.engstligenalp.ch/typo3temp/pics/cd4ecf1304.jpg  
-http://www.engstligenalp.ch/2.0.html?&no_cache=1  

Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten

Jahre Graphik

Anhang 4: Relationen

HerstellerKüpferL. + P. Küpfer
Paralelle Anlage71.080P-040Unter dem Birg - Engstligenalp II, Adelboden

Anhang 5: Bildauswahl

517_2260.JPG 517_2538.JPG 517_2358.JPG
517_2288.JPG 517_2399.JPG 517_2265.JPG
517_2274.JPG 517_2471a.jpg 517_2486.JPG
517_2270.JPG 517_2460a.jpg 517_2406a.jpg
517_2436a.jpg 517_2301.JPG 517_2512.JPG