Ort, Kanton | St. Gallen, SG | Koord. Talstation | 750.639/253.566 ; 920 m.ü.M | Koord. Bergstation | 750.378/253.209 ; 1007 m.ü.M |
| Einstufung | National | Besuch | 18.03.2009 eb | Inventar | 21.11.2010 zk |
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Betreiberin | Genossenschaft Skilift Vögelinsegg | Hersteller | Brändle |
| Baujahr | 1958 | Erstinbetriebsetzung | 1958 | Umbauten | 1970; 1993/94 |
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Situation
Beschreibung der Anlage
Östlich der Stadt St. Gallen respektive am Westrand von Speicher AR, genau über der Kantonsgrenze St. Gallen – Appenzell Ausserrhoden befindet sich die Vögelinsegg. Vögelinsegg ist ein nach der gleichnamigen Krete benannter, zu einem Dorfteil von Speicher angewachsener Weiler. Bekannt ist die Vögelinsegg aufgrund einer Schlacht zwischen den Appenzellern und der Fürstabtei St. Gallen, die am 15. Mai 1403 stattfand und an die heute ein Schlacht-Denkmal – ein mahnender Appenzeller Bauer mit Morgenstern (1903) – erinnert.
Die Vögelinsegg war, insbesondere seit der Inbetriebnahme 1903 der von St. Gallen nach Trogen führenden Trogenerbahn, ein beliebtes Ausflugsziel der St. Galler. Seit den Anfängen der Trogenerbahn gab es bei der Vögelinsegg eine Haltestelle; noch heute – seit sie zu den Appenzeller Bahnen gehört und als Linie S 12 in das Netz der S-Bahn St. Gallen integriert ist – hält der Zug bei der Vögelinsegg.
Unmittelbar gegenüber der Haltestation, direkt an der Strasse, befindet sich auf freiem Wiesengelände der Startpunkt eines kurzen, 1958 erstellten Familienskilifts. Der Bügellift erschliesst einen Übungshang; bei sehr guten Schneeverhältnissen sind auch Abfahrten bis zum Rand der vergleichsweise hochgelegenen Stadt St. Gallen (S-Bahnstation Rank) möglich.
Der von der Seilbahnfirma Karl Brändle aus Meilen erstellte Lift verläuft von 920 m ü. M. über eine kurze, gerade und sanft ansteigende Strecke an einem schneesicheren Nordosthang zum Gipfelpunkt Birt auf 1'007 m ü. M. Entlang der Strecke befinden sich drei, direkt in die Fundamente eingegossene, für diese Zeit eher unübliche, Rundrohr-T-Stützen.
Im Tal steht die offene, als Umlenkstation ausgebildete Talstation. Die mit der Abspannung kombinierte Antriebsstation befindet sich auf dem Berg und wird von einer einfachen Holzkonstruktion umhüllt. Beim Antrieb handelt es sich um einen Brückenantrieb. Die Kraftübertragung erfolgt über Keilriemen auf ein grosses Tellerrad und mit offenem Zahnkranz auf die Antriebsscheibe. Die Schleppvorrichtungen sind normale T-Bügel mit aus der Errichtungszeit stammenden Röhrs-Klemmen und jüngeren Einzugsapparaten von Städeli (wohl um 1970). Ausser den Einzugsapparaten wurden 1993 die Rollenbatterien ersetzt. 1994 folgte die Nachrüstung mit einer Fernüberwachungsanlage. Der Kontroller ist nach wie vor von 1958. Der Holzscherm ist in Form einer landwirtschaftlichen Remise ausgebildet. Das wohlportionierte Gebäude mit Satteldach und aus einer Deckleistenschalung gebildeten Aussenhülle fügt sich harmonisch in die traditionelle Hauslandschaft ein.
Gesamtwürdigung
Aufgrund seines weitgehend originalen Erhaltungszustands stellt der Bügellift an der Vögelinsegg hinsichtlich der Schweizer Skiliftgeschichte respektive -entwicklung ein sehr wertvolles Zeugnis dar. Er stammt von Karl Brändle, der 1955 die Firma des Seilbahnpioniers Sameli-Huber übernommen hatte und in dessen Nachfolge auch nach dem Constam'schen Prinzip zahlreiche Bügellifte sowohl in der Schweiz als auch im Ausland errichtete. Andere heute noch erhaltene Brändle-Skilifte verfügen in der Regel kaum mehr über eine aussagekräftige Originalsubstanz. Der St. Galler Brändle-Skilift, einer der ältesten noch betriebenen Skilifte dieser Firma in der Schweiz, gehört zu den sehr seltenen Exemplaren, bei denen Rundrohr-Stützen zur Anwendung kamen.
Bewertung
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Konzeption | | |
Erschliessungsidee (Vision) | | Erschliessung Familienskigebiet in Nähe Stadt St. Gallen; schneesicherer Nordosthang des Horst auf vergleichsweise niedriger Höhe |
Linienführung: Planung, Umsetzung | | gerade u. kurz; ideal |
Seilbahntechnik | | |
besondere oder typische tech. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | typischer, mobiler Brückenantrieb in Bergstation; Riemenantrieb auf grosses Tellerrad u. mit offenem Zahnkranz auf Antriebsscheibe; grosszügig dimensioniert; spezielle, ökonomisch konstruierte Stützen aus Normrohren zusammengeflanscht; Rundrohrstützen direkt im Fundament eingegossen! |
seilbahntechnische Bedeutung: Prinzip, Hersteller | | eine der frühesten erhaltenen Anlagen mit einer beachtlichen Originalsubstanz von Brändle, der 1955 Sameli-Huber (Inhaber Skilift-Patent Constam) übernommen hatte; gemäss Betriebsunterlagen ältester Skilift Europas, der Nachtskifahren ermöglicht |
Baukunst: Streckenbauwerke, Hochbauten | | |
Ingenieurbau | - | - |
Architektur | | Talstation (Umlenkung) offen; Bergstationseinrichtung mit Brückenantrieb u. Spanngewicht in Holzschopf; in die Hauslandschaft eingepasster Typus der landwirtschaftlich genutzten Remise auf dem Feld |
besondere oder typische arch. Konstruktion, Ausführung, Lösung, Materialien | | einfache Holzkonstruktion mit Satteldach; eingewandet mit Deckleisten-Schalung |
bautypologische Bedeutung | | aus der Bauzeit stammende Komponente des Skilifts |
Authentizität: materielle, ideelle Überlieferung | | |
Umfang und Qualität der ursprünglichen Komponenten | | in einem grossen Masse aus der ursprünglichen Erstellungszeit überliefert |
Qualität der Nachrüstungen | | sorgfältiger Unterhalt; Ersatz von Gehängen, Rollenbatterien u. Fernüberwachung (1970, 1993/94) |
funktionale Unversehrtheit | | als Familienlift in Betrieb |
Kulturgeschichte | | |
Personen, Firmen, Institutionen | - | - |
Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Militär | | Familienskigebiet vor den Toren St. Gallens; bis 1970er-Jahre ins öffentliche Verkehrssystem eingebunden: mit Skis von Birt zur Station Rank (vor St. Gallen) u. mit "Skiwagen" zur Vögelinsegg |
Räumliche Situation | | |
Berücksichtigung der Landschaft, der natürlichen Umgebung, des urban. Kontexts | | freistehend auf sanft modelliertem Wiesland |
Infrastruktur | | |
touristische/betriebliche Infrastruktur | | Nachtskifahren; ursprüngliche Abfahrt bis St. Gallen möglich! |
Verkehrsnetze | | direkter Zugang von der Kantonsstrasse St. Gallen-Speicher-Trogen; Trogener-Bahn bis 2003 |
Anhang 1: Technische Daten
Strecke | | |
Betriebszweck | | Touristisch |
Streckenlänge (schief) | | 470 m |
Höhendifferenz | | 85 m |
Spurweite (auf Stützen); Bergseilseite | | 2500 mm; rechts |
Anzahl Stützen | | 3 |
Stützenbautechnik; Stützenform | | Stahlrohr; T-Stütze |
Stützen Hersteller | | 1958; Brändle |
Stützen-Rollenbatterie Hersteller | | 1993; BMF / HRM |
Hochbauten | | |
Talstation Name; Konstruktion | | 1958; Vögelisegg; Ohne Gebäude |
Bergstation Name; Konstruktion | | 1958; Birt; Holzbau, Stahlkonstruktion |
Seile | | |
Förderseil Anzahl; Durchmesser | | 1; 15 mm |
Antrieb | | |
Antrieb Ort | | in Bergstation |
Motor Hersteller | | 1958; MFO Typ55c4 |
Antriebstyp; Motorleistung | | Drehstrom-Schleiffring-Läufermotor; 22 kW |
Getriebe Hersteller | | 1958; Grosses Tellerrad mit Keilriemen |
Bremsen | | |
Betriebsbremse | | 1958; Trommelbremse |
Mechanische Einrichtungen | | |
Förderseil Spannsystem | | Gewicht Bergstation |
Elektrotechnische Einrichtungen | | |
Steuerung Hersteller | | 1958; Oerlikon |
Fernüberwachungsanlage Hersteller | | 1994; Kündig Luzern |
Fahrbetriebsmittel | | |
Anzahl | | 32 |
Gehänge Hersteller | | 1970; WSO SL-9HX |
Klemmvorrichtung Hersteller; Typ | | 1958; Röhrs; Festklemme |
Förderleistung | | |
Fahrgeschwindigkeit max.; Fahrzeit | | 2.6 m/s; 3 Min. |
Personenleistung | | 600 Personen/h |
Notwendiges Betriebspersonal | | 3 Pers. |
Anhang 2: Apparat
Anhang 3: Jahrzahlen der Komponenten
Anhang 4: Relationen
Anhang 5: Bildauswahl